Ökonom Klaus Wellershoff: "Nachfrage gibt Anlass zur Sorge"
Die Schweizer Wirtschaft ist im ersten Quartal 2023 leicht gewachsen. Die Wachstumsrate des realen Bruttoinlandproduktes (BIP) in der Periode von Januar bis März 2023 lag bei 0,3 Prozent, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) mitteilte. Laut Klaus Wellershoff, CEO einer Unternehmensberatung und ehemaliger UBS-Chefökonom, steht die Schweizer Wirtschaft vor einer schwierigen Phase. Wellershoff sagt: "Das leichte Wachstum ist zwar für alle eine Erleichterung, aber die Nachfragewerte geben in vielen Bereichen Anlass zur Sorge." Die Aussichten für die Schweizer Wirtschaft haben sich denn auch deutlich eingetrübt. Das KOF-Konjunkturbarometer hat nach dem Rückgang im April nun im Mai die Abwärtsbewegung beschleunigt. Betroffen sei insbesondere das produzierende Gewerbe, so Wellershoff. Auf Seiten der Konsumenten rechnet Wellershoff mit spürbaren Veränderungen erst ab Herbst 2023. Noch sei die Kauflust durch die Inflation nicht wesentlich gebremst worden.
26.05.23
Lem-CEO Frank Rehfeld: "Asien bleibt der wichtigste Wachstumsmarkt"
Der Komponentenhersteller Lem blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2022/23 zurück. Das erste Mal wurde die 400 Millionen-Schwelle beim Umsatz geknackt. "Haupttreiber waren die zwei Geschäftsbereiche Automotive und Energieverteilung und Hochpräzision", erklärte Firmenchef Frank Rehfeld im Videointerview mit der Nachrichtenagentur AWP. Während das vergangene Jahr laut CEO noch von Lieferengpässen bei Halbleitern geprägt war, sieht er dem laufenden Jahr vorsichtig optimistisch entgegen: "Wir sehen, dass sich die Situation verbessert, aber auch 2023 werden wir noch nicht alle Komponenten erhalten, die wir brauchen." Ohne Zweifel definiert Rehfeld den asiatischen Raum weiterhin als wichtigstes Wachstumsgebiet des Unternehmens.
24.05.23
Raiffeisen-CIO Matthias Geissbühler: Auftragslage und Margendruck sprechen für defensive Titel
Die Berichtssaison im ersten Quartal brachte den Schweizer Unternehmen Licht und Schatten. Die sich eintrübende Auftragslage und der hohe Margendruck sprechen daher laut Matthias Geissbühler, Chief Investment Officer (CIO) von Raiffeisen, für eine eher defensive Anlagestrategie. Dazu zählen nach den Zinsanstiegen auch wieder Staatsanleihen, wie er im Videointerview mit AWP sagt.
22.05.2023
Swissmem erwartet Eintrübung der Lage für Industrie
Der Tech-Industrie geht es aktuell gut. "Wir leben derzeit von den hohen Auftragsbeständen, die abgearbeitet werden" , sage Jean-Philippe Kohl, Leiter Wirschaftspolitik und Mitglied der Geschäftsleitung des Branchenverbands Swissmem am Montag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Mit Blick nach vorne sieht es aber nicht mehr so rosig aus. Darauf deuten laut Kohl gleich mehrere Indikatoren hin. So ist der Auftragseingang bei den Firmen gesunken. Ausserdem lägen die sogenannten Einkaufsmanagerindices in allen wichtigen Absatzmärkten derzeit unter der Wachstumsschwelle von 50. "Das deutet auf Kontraktionen hin", so Kohl. Er sieht dabei konkret drei Risiken: Erstens, eine Abschwächung der allgemeinen konjunkturellen Lage. So rechnet man bei Swissmem mit weiteren Zinschritten der wichtigen grossen Notenbanken auf der Welt, was die Nachfrage bremsen wird. Zweitens ist man bei Swissmem besorgt über die geopolitischen Risiken. "Bei einer Eskalation des Ukraine-Krieges könnte es zu Problemen in der Energieversorung und zu Preissprüngen kommen", führte Kohl aus. Drittens gebe es einen Subventionswettlauf zwischen der EU und den USA. Das führe dazu, dass die Firmen die Produktion nach Nordamerka verlagerten.
16.05.23
Fenaco-Geschäftsleiter Martin Keller: Konnten höhere Kosten teilweise abfedern
Die Teuerung im Jahr 2022 hat auch Fenaco zu spüren bekommen. Dank Lagerbeständen konnte die Agrargenossenschaft indes einen grossen Teil der höheren Kosten abfedern, wie Geschäftsleiter Martin Keller im Videointerview mit AWP sagt. Für das laufende Jahr rechnet der Fenaco-Chef zudem mit einem weniger starken Anstieg der Preise.